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Wenn das Universum mit dem Zaunpfahl winkt

Warum kann es im Leben nicht immer glatt laufen? Oder einfach in ruhigen Bahnen, voller Zufriedenheit und Ausgeglichenheit ... Es wäre schön, aber würden wir uns dann weiterentwickeln?

Dazu erst einmal mein Lieblingsgedicht:

Die Stufen
von Hermann Hesse

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden …
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!


Als Astrologin gefällt mir die Zeile „Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden …“ besonders gut. Für mich ist es das Universum, das ruft, weil es Entwicklung fordert und fördert. Das habe ich am eigenen Leib schon erlebt, und es fühlt sich nicht immer angenehm an, im Gegenteil. Manchmal zerreißt es mich fast und ich könnte aus der Haut fahren. Mir geht die Geduld aus – und auch das Vertrauen. Doch, was ich inzwischen verstanden habe: Es geschieht nicht, um uns zu ärgern, sondern, um uns zu heilen und uns auf unseren eigenen Weg zu führen. Wenn wir blind und taub sind für die sanften Hinweise, dann wird es eben lauter und manchmal schmerzhaft – bis wir verstehen. Immer zum Besseren.